[kontakt]


Spendenkonto
Klartext e.V. 737607 Postbank Frankfurt
IBAN DE09 5001 0060 0000 7376 07

Die Reise (der Arbeitslosen) nach Jerusalem


4,4 Millionen Arbeitslose - 400.000 offene Stellen

Schluß mit der Faulheit! (steht auf einem Transparent im Hintergrund)


Spieler:

Sprecher(in); Unternehmer; schwingt die Peitsche, wenn er den Worten des Sprechers zustimmt; Gogo-Boy Schröder in Badehose; elf Arbeitslose

Utensilien:

Peitsche, Stuhl, Kinderstuhl, Puppenstuhl, kaputter Stuhl, Schröder-Maske, Adreßaufkleber mit Nummern von 1 bis 11, die sich die Arbeitslosen anheften.


Sprecher(in), (unsichtbar, z.B. hinter Transparent verborgen, spricht über Ghettoblaster mit Mikrophon und langem Kabel)


Meine Damen und Herren,

Sie sehen jetzt die Geschichte vom Arbeitsplatz

(Unternehmer stellt einen Stuhl auf und zeigt mit Peitsche auf ihn)

und den faulen Arbeitslosen.

(Unternehmer zeigt auf die elf Arbeitslosen)


1980 kamen auf einen nicht besetzten Arbeitsplatz drei Arbeitslose.

(Drei Arbeitslose stellen sich um den Stuhl)

Heute sind es elf.

(Weitere acht stellen sich um den Stuhl, so dass alle elf Arbeitslosen um den Stuhl herumstehen. Da bleiben sie auch stehen.)

Das beweist:

Immer weniger Menschen sind bereit zu arbeiten. Die Faulheit hat dramatisch zugenommen.

Das zeigen wir in den folgenden Szenen.


Schröder go!

(Schröder als Gogo-Boy mit dem Nummernschild:

1 (Vorderseite eines Plakats) Wer arbeiten will, findet auch Arbeit (Rückseite)

in aufreizendem Gang vor den ZuschauerInnen. Auf dem Hinweg zeigt er die Nummer, auf dem Rückweg zum Unternehmer das Motto. Dann stellt sich er sich wieder hinter den Unternehmer. Unternehmer und Sprecher(in) können Schröder bei allen Szenen kommentieren. (Mach endlich was, Sorg für mehr Wachstum, ein bißchen mehr Erotik bitte usw.. alles, was ihnen so einfällt)


Sprecher (in):

Arbeitslose Nr. 1 bis 11, bewerben Sie sich bitte um die angebotene Stelle.

Setzen Sie sich in Bewegung. Wenn der Pfiff ertönt, nehmen Sie den Arbeitsplatz an.

(Arbeitslose beginnen um den Stuhl zu laufen.)


Jeder von Ihnen hat die gleiche Chance. Nutzen Sie sie.

Pfiff. Jeder versucht sich auf den Stuhl zu setzen. Einer schafft es. Er bleibt sitzen.


Sie sehen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wer arbeiten will, findet auch Arbeit.

Doch denen, die arbeitslos bleiben sind, rufe ich mit den Worten von Kanzler Schröder zu: "Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft." (Peitsche)

(Wer den Arbeitsplatz bekommen hat, bringt den Stuhl zum Unternehmer zurück und reiht sich wieder in die Arbeitslosen ein.)


2. Szene. Schröder go.

Schröder tänzelt als Gogo-Boy mit dem Nummernschild vorbei:

(2) Mehr Eigenverantwortung zeigen


Arbeitslose Nr. 1 bis 11,

wir müssen Sie offensichtlich fördern, indem wir Sie fordern. Sie sind verpflichtet, an einer Trainingsmaßnahme teilzunehmen. Das hier ist ist unser Trainingsarbeitsplatz.

Unternehmer stellt Puppenstühlchen auf.


Arbeitslose Nr. 1 bis 11, trainieren Sie jetzt die Bewerbung. Setzen Sie sich in Bewegung. Beginnen Sie langsam zu laufen. Schneller. Schneller.

Rufen Sie: "Ich schaffe es. Ich schaffe es." Laufen Sie noch schneller.

Danke. Das war hervorragend. Jetzt sind sie fit für den Arbeitsmarkt.

Das können Sie jetzt in der Realität des Arbeitsmarktes unter Beweis stellen.

Unternehmer nimmt Puppenstühlchen wég und stellt den Arbeitsplatz-Stuhl wieder hin.

Sprecher: Arbeitslose Nr. 1 bis 11, bewerben Sie sich jetzt um die offene Stelle. Setzen Sie sich in Bewegung. Wenn der Pfiff ertönt, nehmen Sie die Arbeitsstelle an.

Arbeitslose laufen. Schneller als vorher. Wenn sie zu langsam sind: Haben Sie nun trainiert oder nicht?

Pfiff. Einer setzt sich, in dem er einem anderen den Stuhl wegzieht. (vorher festlegen, wer das sein soll).


Sprecher:

Meine Damen und Herren: Sie sehen, dass Nr. x (Nummer des Arbeitslosen) sich nur dank der Trainingsmaßnahme am Arbeitsmarkt durchsetzen konnte.

Den anderen aber sage ich deutlich: Sollten Sie sich weiterhin zu wenig anstrengen, müssen Sie mit Sanktionen rechnen.


3. Szene. Schröder go!

Schröder läuft als Gogo-Boy mit dem Nummernschild vorbei:

(3) Jede Arbeit ist zumutbar


Sprecher:

Arbeitslose Nr. 1 bis 11. Wir haben hier eine zumutbare Arbeit im Angebot.

Unternehmer stellt kleines Kinderstühlchen hin.

Bewerben Sie sich. Setzen Sie sich in Bewegung.

Die Arbeitslosen laufen um das Kinderstühlchen herum.


Auch zu kleine Arbeitsplätze sind zumutbar. Jede Arbeit ist zumutbar. Laufen Sie jetzt. Pfiff ertönt. Ein(e) Arbeitslose(r) versucht sich zu setzen. Kann es aber nicht und lehnt die Stelle ab. (Vorher jemanden auswählen, der tatsächlich nicht auf den Kinderstuhl passt)


Nr. x (konkrete Nummer des Arbeitslosen), stellen Sie sich nicht so an. Ein Arbeitsplatz hat noch niemandem geschadet. Sie müssen sich dem Arbeitsplatz anpassen, nicht umgekehrt. Sie bekommen Sie eine Sperrzeit von 12 Wochen.


4. Szene. Schröder go!

Schröder läuft als Gogo-Boy mit dem Nummernschild vorbei:

(4) Weniger Stütze = weniger Faulheit


Meine Damen und Herren, damit Arbeitslose auf dem Arbeitsmarkt wieder eine Chance haben, müssen wir die Unterstützung senken.

Die Bundesregierung handelt nach dem Grundsatz: Jeder Arbeitsplatz, auf dem man nicht sitzen kann, ist besser als gar keiner.

Unternehmer stellt völlig kaputten Stuhl auf, an dem ein Schild 700 Euro mtl. brutto befestigt ist.

Viele Arbeitslose sind aufgrund ihrer tiefen Arbeitsscheu leider noch anderer Meinung. Deshalb müssen wir die Stütze so lange senken, bis die Lust zu arbeiten wieder da ist. Die Agenda 2010 ist ein erster kleiner Schritt dazu.


Die Wirkung zeigen wir ihnen jetzt.

Arbeitslose Nr. 1 bis 11, Ihre Unterstützung ist halbiert, bewerben Sie sich jetzt auf diesen Arbeitsplatz. Setzen Sie sich in Bewegung.

Die Arbeitslosen laufen um den kaputten Stuhl herum.

Pfiff. Nr. ? versucht, sich auf den kaputten Stuhl zu setzen und kniet sich irgendwie rein.

Meine Damen und Herren. Hier ist der Beweis. Ohne die Halbierung der Stütze hätte der (die) Arbeitslose seine (ihre) Abneigung gegen Arbeit nicht überwinden können.


Zum zeigen wir Ihnen, was sich Regierung und Arbeitgeber sich von Ihnen allen wünschen. Schröder go!


Schröder läuft als Gogo-Boy mit dem Nummernschild vorbei:

(5) Das Arbeitslosengelöbnis

Arbeitslose, stellen Sie sich bitte auf zum Arbeitslosengelöbnis.

Arbeitslose stellen sich auf.

Wir fordern auch alle Anwesenden auf, am Gelöbnis teilzunehmen. Auch Sie können arbeitslos werden. Im Gegensatz zur Bundeswehr schließen wir das Volk nicht von Gelöbnissen aus.


Sprecher spricht und Arbeitslosen und Anwesende sprechen nach.

Wir geloben,

alle Schuld für unsere Arbeitslosigkeit auf uns zu nehmen und den Gewinnen der Arbeitgeber die notwendige Ehrerbietung zu erweisen.

Beifall Unternehmer und Schröder


Wir geloben,

die Agenda 2010 zu unterstützen. Dass es uns im eigenen Interesse immer schlechter geht, ist unser innigster Wunsch. Beifall Unternehmer und Schröder


Wir geloben,

unsere Abneigung gegen Arbeit zu überwinden. Denn Arbeit an sich ist sozial, jetzt und in Ewigkeit. Beifall Unternehmer und Schröder


Arbeitslose gemeinsam: (ohne dass vorgesprochen wird)

Kanzler, wir sind bereit. Durch uns geht ein Ruck.

Wir haben verstanden. Beifall Unternehmer und Schröder


Sprecher: Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, zum Zeichen Ihrer Ihrer Zustimmung zur Agenda 2010 fordern wir Sie auf, 20 Euro in den Sektkübel zu werfen, mit dem jetzt ein Vertreter des Arbeitgeberverbandes herumgeht. Wir werden Ihre Spende allen Unternehmen zukommen lassen, besonders den großen. Ich danke Ihnen.



Aktionsidee von klartext e.V.



Flugblatt zum Stück (PDF)



Artikel der Frankfurter Rundschau vom 25.09.2003


Heißer Stuhl

"Wir geloben, alle Schuld für unsere Arbeitslosigkeit auf uns zu nehmen und hoffen, dass es uns in eigenem Interesse schlecht gehen möge." Dieses kuriose Gelöbnis beendete das Straßentheater, das der Verein Klartext und das Rhein-Main-Bündnis gegen Sozialabbau und Billiglöhne am Wochenende auf dem Liebfrauenberg aufführten. Die Aktion basierte auf dem Kinderspiel "Reise nach Jerusalem". Hier allerdings gab es nur einen Stuhl für elf Teilnehmer, anstatt einen Stuhl weniger als Mitspieler. Das sollte symbolisieren "4,4 Millionen Arbeitslose - 400.000 offene Stellen". Elf Arbeitslose kämpften also um einen einzigen Arbeitsplatz. Die zehn, die leer ausgingen, mussten anschließend Leistungskürzungen, Sperrzeiten und Trainingsmaßnahmen auf sich nehmen, damit auch ja ihre Eigenverantwortung zunehme. "Wir wollten darauf aufmerksam machen, dass Arbeitslose für die Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht werden", so Rainer Roth, Vorsitzender von Klartext. Mit der Reaktion der vielen Passanten auf dem Liebfrauenberg ist er zufrieden. "Es sind sehr viele stehengeblieben."
(sk/FR-Bild: Monika Müller)


 

kampagne


Kampagne für einen gesetz- lichen Mindestlohn 10 Euro pro Stunde, lohnsteuerfrei, neu gestartet! Klick aufs Bild!

hier online unterschreiben

10-30-500-Blues

Kartoon von Kola ©

mehr Kartoons von Kola

demografie-lüge

Inhalt&Einleitung

Bestelladresse

Flugblatt zur Broschüre

krise


Bestelladresse

klartext


Stand:12. Dezember 2012